Usbekistan
Abschied
und
Ankunft
22. bis 23.09.
24.09.
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01. bis 02.10.
03. bis 05.10.
Partylaune UZe
Party Dias
06. bis ...
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Erdbeben
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Basar
Basar im Bild
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18. bis ...
... 23.10.
24. bis 26.10.
Die Eröffnung
schreitet voran
....lange Rede
Pannen
Das Essen
kochen macht
27.10.
Minister Kurbanov
Staatsmänner
Kontakt

Der kleine Sultan, der sich nur mühsam mit seiner Staatsrobe identifizieren kann.

 

 

 

Montag, 03. bis Mittwoch, 05. Oktober

 

Ankunft in Uzbekistan – zweiter Akt

Der Montag beginnt wie immer mit einem kleinen Frühstück bei „Mama Dila“. Da wir ja kleine Verständigungsprobleme haben entwickeln wir bald ein Kürzel, so dass ich den Cafe mit Milch  trinke, wenn ich „Muhhhhh“ sage. Also jeden Morgen ein kleiner Grund zu lächeln.

Das Morning Meeting beginnt relativ entspannt. Da ich den „Teachers Day“ ja immerhin nicht zelebriere, teile ich der Form halber mit, dass ich um 12 Uhr aufhöre zu arbeiten, da in Deutschland „Union Day“ ist. Mr. Sheraliev his own, teilt mir darauf hin mit, dass wir um 17.00 Uhr ausgehen werden, um unter anderem den „Union Day“ zu feiern.   .... Alle sind um 17.00 Uhr parat und um viertel vor 6 fahren wir dann endlich los. Während der Fahrt wird mir beiläufig mitgeteilt, dass wir zu einer Art Kindergeburtstag fahren. Geburtstagskind ist der kleine Sohn vom Bruder von Mr. Pulatov, meinem Gastgeber in Tashkent und Miteigentümer vom Hotel.

Na Klasse !

 

Die Fahrt dauert 5 Minuten und wir kommen auf dem Hinterhof eines Restaurants an auf welchem bereits ca. 300 Gäste brav an Tischen sitzen und verschiedene Speisen genießen und dazu alkoholfreies (Frauen) und reichlich Vodka (Männer) trinken. Prosit Ferdi !

Die Begrüßung für mich fällt besonders herzlich aus. Ich werde empfangen wie ein Staatsgast. Wir werden besonders zuvorkommend nahe am Geburtstagskind platziert. Ich schaffe es die Runde davon zu überzeugen, dass für mich Rotwein besser wäre...... allerdings war ich nicht in Kenntnis gesetzt worden, dass jeder am Tisch einen kleinen To(A)st ausspricht und anschließend die Gläser auf Ex geleert werden... Tja, Pech gehabt Ferdi......

 

Aber dies ist ja nur der Anfang meiner Einführung in usbekisch-russische Bräuche. Der Herr des Hauses beginnt eine Rede zu halten, und die auf mich gerichteten Blicke begleitet von Erklärungen meines Übersetzers lassen mich dann doch leicht nervös werden. Nicht nur, dass ich anscheinend wichtiger bin als das Geburtstagskind, nein, ich werde als Redner angekündigt. Doch Gott Lob ist eine Moderatorin engagiert, die zunächst den Abend mit einer mitreißenden Rede eröffnet und so kann ich wenigstens ein wenig überlegen, was ich denn erzählen soll... immerhin bin ich einem fremden Land und kann ja nicht so reden wie ich das vielleicht in der Heimat tun würde. .. Schweiß auf meiner Stirn... aber der sollte im Laufe des Abends noch in Strömen fließen. Die Ansprache der Moderatorin erinnert mich ein wenig an Frau Dieter Thomas Heck in der Rolle eines extrem-islamitischen Propaganda Prediger mit einer spitz-weiblichen Stimme. Leider kenne ich die Videofunktion meiner Kamera noch nicht, also scheitert die Aufnahme.

 

Die Menschen hier zu erkennen und einzuschätzen ist nicht immer sehr leicht. Vor allem herauszufinden wer hier mit wem welche Seilschaften pflegt, ist schwer zu durchschauen. Mein Oberkellner Otabek Pulatov ist ein Bruder von Mr. Pulatov Tashkent und Mr. Pulatov, dem heutigen Gastgeber. Also durchaus eine wohlhabende Familie. Dila ist einfache Kellnerin und wird dennoch eingeladen an der Feier teilzunehmen. Welchen Verwandtschaftsgrad sie hat, habe ich noch nicht hinerfragt, aber irgendwie kommt es mir vor, dass hier zum einen gesellschaftliche Unterschiede absolut in den Hintergrund gestellt werden und darüber hinaus Dila als meine Begleiterin „engagiert“ wurde. Nun ja. Wir sollten schon unseren Spaß haben. Ich stelle hier allerdings auch schnell fest, dass die Distanz zu Mitarbeitern hier wesentlich geringer ist, als daheim. Dafür können die Mitarbeiter damit hier auch besser umgehen.

 

Wieder registriere ich viele Blicke zu mir und ich werde von Herrn Pulatov herzlich aufgefordert zu ihm zu kommen. Nicht ohne meinen Übersetzer. Nun ja. Kurz und gut, ich habe mich wohl mit meinem ausführlichen Dankeschön für die Einladung und optimistischen Hymnen auf das usbekisch-deutsche Joint Venture gut als neuer GM eingeführt. Der Applaus war also mehr als nur höflich und auf Nachfrage bei meinem Übersetzer wird mir bestätigt, dass alles perfekt war. Aber so einfach wie ich dachte, wurde es mir dann auch nicht gemacht. Ich werde aufgefordert den Tanz zu eröffnen. Prompt schickt mir natürlich Mr. Sheraliev meine „FrühstücksDila“, die nicht nur durch ihr goldenes Lächeln sondern auch durch ihre usbekischen Tanzkünste überzeugt. Aber wer mich kennt, weiß ja, dass ich durchaus mithalten kann. Nebenbei bemerkt ist sie in ein sehr ansehnliches rotes Abendkleid geschlüpft.

 

Das Problem ist nur, dass Dila nicht die einzige weibliche Erscheinung im heiratsfähigen Alter ist und darüber hinaus auch in rein optischen Qualitäten durchaus übertrumpft wird. Es dauert nicht lange, bis ich umringt bin von 4 oder5 buchstäblich tanzwütigen Weibern. Aber auch hier kann ich nur sagen, wer mich kennt weiß, dass ich ja gerne tanze, aber auch nicht mit „jeder“. Schnell entscheide ich mich für Ransina mit ihrer durchaus attraktiven Erscheinung. (aber nicht zu früh freuen Vera, die Wette hast Du verloren, die 14 Tage sind rum)

 

Aber so einfach ist es dann auch wieder nicht. Es wird einem aber auch schwer gemacht in diesem Lande.

 

Zunächst muss ich mich ja auch zwischendurch meiner Tischdame widmen... ich möchte ja keinem vor den Kopf stoßen. Darüber hinaus sind ja noch 3 andere junge Damen anwesend, die teils russisch, teils usbekisch sind. Während die usbekischen Damen sich ein wenig zurückhalten, werde ich zwischen den russischen Damen „aufgeteilt“. Eine tanzt wilder als die andere und es fällt mir schwer bei Atem zu bleiben. Die wildeste von allen – „Miss Tigerwoman“ wirbelt mich herum als wollte sie mich zum Mond schleudern.

 

Ransina – ebenfalls Gold lächelnd und eine hübsche Erscheinung... Die Farbe des Lächelns ist hier übrigens sehr verbreitet, was wohl daran liegt, dass Gold billiger ist als Keramik. Für unsere Begriffe ist das jedoch sehr gewöhnungsbedürftig ... dieses strahlende Lächeln einer Frau.

 

 

 

Kurz um. Wir alle haben unseren Spaß und es dauert nicht lange und mein Hemd ist reif zum Auswringen. Aber nicht nur mein Hemd ist klatsch nass, Der Schweiß läuft mir ins Gesicht und prompt sind 8 Hände zur Stelle die mir das Gesicht trocknen wollen. Welch ein Service!

 

Die zweite Ankunft in Usbekistan scheint gelungen und wir verabschieden uns herzlich bereits um halb 11.00. Für mitteleuropäische Verhältnisse eine zivile Zeit. Ich falle in mein Bett und schlafe nach 5 Gläsern Wein „auf ex“ zufrieden und erschlagen ein.

 

Der Dienstag beginnt wie immer und ich setze meine Arbeiten am „Standard Manual“ fort. Ein paar Listen hier, ein passendes Formular da und zwischendurch kleines Meeting mit meinem Oberkellner, dem ich erkläre, wie eine Minibar funktionieren sollte. Zufrieden, dass meine Vorstellungen als Hilfe betrachtet werden, bin ich motiviert für den Rest des Tages. Aber auch dieser Tag sollte mit Vodka, Tanz und gutem Essen enden. Die Einladung des Oberkellners zu seiner Geburtstagsparty in unserer „6th floor Roof Bar“ nehme ich natürlich gerne an. Wird mir doch prophezeit, dass einige der gestrigen Tanzpartnerinnen ebenfalls kommen würden. Ich schaffe es nicht mehr in eine Jeans zu rutschen und gehe daher, wie immer, in Hemd und Krawatte. Heute komme ich um den Vodka nicht herum, aber 4 Stück vertrage ich. Angenehm überrascht, dass Ransina meine Tischdame ist, sollte der Tanzabend gerettet sein. Aber nein, auch wegen der unüberwindbaren Verständigungsschwierigkeiten bekomme ich würdige Konkurrenz eines Einheimischen. Aber die Auswahl ist ja groß genug und auch dieser Abend wird sehr vergnüglich und schweißtreibend. ... Bin ich eigentlich zum Arbeiten oder zum Feiern hier....

Der Mittwoch verläuft ähnlich. Nur dass ich ein wenig erschlagen bin. Ich beschließe pünktlich Feierabend zu machen und überlege, ob ich nicht mal wieder ausgehen sollte. „Surxon“ (Surchan) – ein Hotel der eher schlichten Kategorie beherbergt viele deutsche Soldaten und im Keller befindet sich eine Diskothek. Meine beiläufige Bemerkung zu meinem Front Office Manager (FOM) führt wohl dazu, dass seine Freundin, die ich bereits kennen gelernt habe, mich einlädt sie und zwei Freundinnen von ihr ins „Surxon“ zu begleiten. Gerne nehme ich ihre Einladung an. Wir verabreden uns dort zu treffen.

 

Mit meinem FOM fahre ich kurz zu ihm nach Hause, damit er sich umziehen kann. Seine russische Mama (sie sieht so aus wie ich sie nenne) serviert mir selbst angesetzte Fruchtsaftbowle. Hergestellt aus usbekischen Aprikosen, die berühmt sind und früher vom russischen Zarenhof extra importiert wurden, Kirschen mit Kern und Pflaumen. Dazu viel Saft und ein Löffel. Immer daran denkend, dass mein Magen noch nicht ganz auf Termez eingestimmt ist, freue ich mich zwar über die Bowle, befürchte jedoch einen Rückfall.

Das Haus ist ärmlich und im dunklen Hinterhof, den ich bereits einmal bei Tageslicht sah, erahne ich den stinkenden Müllberg. Ebenso ist die Wohnung sehr schlicht, wird aber im Wohnzimmer dominiert von einer Vitrine, die gefüllt ist mit Kristallvasen und Gläsern.

Wir verabschieden uns und ich lade Mr. Lazo zu einem kleinen Abendessen ein. Das Restaurant „Maria“ benannt nach der Frau des Besitzers, kenne ich bereits. Das Bier ist eiskalt aber schmeckt sehr gut. Da „Maria“ berühmt ist für „ihren“ Fisch, bestelle ich 500 gr gegrillten Amorus (oder so ähnlich) und dazu Kartoschka fries (Pommes Frites) . Leider ist der Fisch nicht mein Geschmack und ich höre nach der Hälfte auf. Mein Gegenüber isst Schaschlik, aus Lammfleisch. Das schmeckt hier übrigens sehr gut. Meine Befürchtung, dass es hammelig schmeckt wurde schnell wiederlegt. Die Zubereitung ist so gut, dass es sogar kalt serviert wird, so wie kalter Schweinebraten. Trotz „falschem Fisch“ bin ich satt.

Essen gehen ist hier recht günstig. Für zwei Personen inklusive Salat, Hauptgang, Bier oder Wein zahlt man circa 8000 Sums also knapp 6,50 Euro.

Schnell noch eine Schachtel Zigaretten kaufen und dann ...  (die Zigaretten sind hier übrigens mehr Handelsware als Einheitsangebot). Die Preise für eine Schachtel Lucky Strike schwanken zwischen 1.400 und 2400 Sums, das sind ungefähr 1,22 $ bis 2,10 $ also im Schnitt 1,25 €. Ein Paradies für deutsche Kettenraucher. .. hier verdient die Marke doch tatsächlich ihren Namen...

 

...auf zur Disse. Die Mädels warten schon. Schade, dass hier eher schlechte HardcoreHipHop Musik läuft. Nicht gerade einladend zum Tanzen. Dafür sind die Freundinnen sehr nett und ich unterhalte mich mit Irina, einer charmanten, jungen Dame aus Tashkent, die dort als Assistentin des General Managers einer Textilfabrik arbeitet. Ein guter Anlass über meine eigene persönliche Assistenz nachzudenken. Wir reden über die Voraussetzungen, die eine Person mitbringen muss und dass es sehr schwierig sein wird, so jemanden hier in Termez zu finden. Darüber hinaus ist es absolute Notwendigkeit, dass ich dem Mitarbeiter ebenso absolut vertrauen muss. Schließlich ist ja nicht immer alles „Friede-Freude-Eierkuchen“.

 

Der Abend wird kurz und ich beschließe nach der Rückkehr ins Hotel noch ein wenig e-mails zu schreiben. Aber das System streikt. Also ab ins Zimmer und ein wenig Tagebuch schreiben.

 

So jetzt ist Donnerstag morgen und ich bereite mich jetzt mal auf das Morning Meeting vor.

 

Dieses verläuft ähnlich unspektakulär wie die übrigen.

Ferdinand Selig | ferdinandselig1@aol.com